|
Nasses Sofa gesucht
Er ist wieder da! Jahrelang hatte ich ihn eingesperrt,
im fünften Stock eines Bürogebäudes, dem tiefsten Verlies,
das ich finden konnte. Doch heute, mitten in der Stadt, fiel er mir wieder
ein: Schöttelchen Dreier.
Oh, es war schwer, mir das Lachen zu verkneifen. Die Gesichtszüge
drängelten und schubsten, aber ich stauchte sie zusammen, stülpte
die Lippen übereinander, als ob ich sie befeuchten wollte. Schöttelchen
Dreier, einmal losgelassen, gab nicht nach und schließlich lief
ich durch die Stadt grinsend wie ein Hund, der Fressen in Aussicht hat.
Das ging ja noch. Damals bestand die einzige Chance, das Lachen zu beenden,
darin, den Kopf in einem Sandkasten zu verbuddeln. Doch die Kinder rannten
weg.
Zehn Jahre ist es her, dass ich ihm zum ersten Mal begegnete. Ich saß
mit meinem Chef und einem wichtigen Kunden in einer Konferenz, nebelte
den Kunden gerade mit Technikgeschwafel ein, da platschte mir Schöttelchen
Dreier ins Hirn. Verwirrt verstummte ich, die beiden Herren sahen mich
erwartungsvoll an. Schöttelchen Dreier? Ihre erwartungsvollen Gesichter,
ein erster Lachschnaufer. Schöttelchen Dreier! Weitere Lachschnaufer
und dann war kein Halten mehr. Ich lachte lauthals heraus, krümmte
mich vor Lachen. Mein Gott, was hab ich gelacht. Rotz und Wasser hab ich
gelacht.
Der Kunde war natürlich weg und mein Job auch. Entlassen wegen Schöttelchen
Dreier. Danach ging es rasch den Bach runter.
Ich hätte nicht versuchen sollen, meiner Freundin Schöttelchen
Dreier vorzustellen. Weg war sie. Schöttelchen Dreier blieb.
Einen neuen Job gab’s auch nicht. Schöttelchen Dreier mischte sich
in meine Bewerbungsschreiben: "Sehr geehrte Schöttelchen".
Das kam nicht gut an.
Als mein Vermieter nach der Miete fragte, sagte ich zu ihm: "Schöttelchen
Dreier zahlt alles." Schöttelchen Dreier zahlte nicht. Meine
Sachen wurden nass auf dem Bürgersteig. Ich saß auf dem Sofa
unterm Regenschirm und grüßte die Vorbeigehenden im freundlichsten
Ton mit "Schöttelchen Dreier". Sie guckten und ich biss
vor Lachen ins nasse Sofa.
Schließlich blieb mir nichts mehr außer Schöttelchen
Dreier und ein Freund in weißer Uniform. Zusammen mit meinem Freund
verbannte ich Schöttelchen Dreier dorthin, wo ich ihn zum ersten
Mal getroffen hatte, in das tiefste Verließ der Stadt, im fünften
Stock des Bürogebäudes meiner Ex-Firma.
Langsam kam ich wieder auf die Beine, wurde wieder ein ehrenwerter Bürger,
doch jetzt ist er wieder da. Diesmal sperre ich ihn nicht ein. Soll er
doch die ganze Welt ruinieren, so wie er mich ruiniert hat. Soll er doch
die ganze Welt glücklich machen, so wie er mich glücklich gemacht
hat. Schöttelchen Dreier – der Retter der Menschheit. Wo ist mein
nasses Sofa?
Anmerkungen:
Egal wie "Ein nasses Sofa" auf Sie wirkt, ich mag diese Geschichte, weil sie eine der wenigen ist, die in einem Rutsch aufs Papier flutschte. Sowas passiert einem selten, da kann man leider keine Rücksicht auf den Leser nehmen. Der Name "Schöttelchen Dreier" stammt übrigens aus den Kinderspielen meiner jüngeren Schwestern. Nach mehr als 20 Jahren fiel er mir wieder ein und dann gab's kein Halten mehr. |
||
|
|